Ein Workcamp für alle, die nach dem Abi noch nicht wissen, welche beruflichen Perspektiven sich für sie auftun könnten. Wenig beachtet werden die Studienfelder und Berufsbilder in der Ressourcenwirtschaft, wie z.B. in der Wasserversorgung, Abfallwirtschaft und Umwelttechnik und Forstwirtschaft. Indem wir die Ressourcenwirtschaft unter die Lupe nehmen, wollen wir auf die große Herausforderung der Ressourcenverknappung und auf aktuelle Lösungsansätze aufmerksam machen. Worauf konzentrieren sich Forschung und Technik, wie findet sich das in den heutigen Studiengängen wieder oder wie bereiten sich Kommunalverwaltungen auf prognostizierte Szenarien von Versorgungsengpässen, verursacht durch den Klimawandel, vor?

Eine Woche lang in der Abgeschiedenheit des naturnahen Bildungshauses Arche Noah bei Elkhausen leben und dabei in vielen Rollen das „Greening der Berufe“, die mit Wasser, Abfall, Umwelt zu tun haben, erkunden, das war das Ziel unseres Workcamps.

Am Anfang stand das Naturerlebnis in der unmittelbaren Umgebung: Wald, Wiesen, Wasserlauf und Teiche wurden u.a. beim Bogenschießen und bei Outdoorspielen erkundet. Erste Fragen zur Trinkwasserqualität von Oberflächenwasser und von Quellwasser und zu dessen Sauberkeit oder zur Nutzung diverser Baumarten für den Bau von Bögen und Pfeilen ergaben sich dabei von selbst.

Das Wasserprojekt erforderte viel Denk- und Handarbeit, denn es mussten in der Gruppe Lösungen erarbeitet werden, um das Teichwasser über eine längere Strecke zu transportieren und mit den vorhandenen Naturmaterialien zu filtern. Zum Schluss sollte ein „Tippy Tap“ gebaut werden, eine sehr einfache, aber gut und sparsam funktionierende Händewaschanlage, wie sie in Entwicklungsländern Verbreitung findet, um trotz Wasserknappheit für bessere hygienische Verhältnisse zu sorgen. Total genial, aber gar nicht so leicht zu bauen, wenn man alle Einzelteile irgendwie beschaffen muss.

Bequemer war es da, auf Exkursion zu „:metabolon – Gärten der Technik“ zugehen. Auf dieser ehemaligen Deponie hat die TH Köln einen Forschungsstandort. Die Studenten und Doktoranden nahmen uns mit in ihre Labors und hatten Aufgaben für uns vorbereitet. Sie arbeiten an Lösungen zur Reinigung von Deponiewassermit „guten“ Bakterien und betreiben eine Deponiegasanlage zur Energiegewinnung. Nebenbei staunten wir nicht schlecht über die riesige Müllpyramide, die man hinaufsteigen kann und von deren Spitze man einen phantastischen Ausblick hatte. Gutes Konzept, dass man diesen Müllberg nicht nur als Bildungsstätte für Schulklassen, sondern auch als Freizeiteinrichtung für Spaziergänger, Skater, MTB-Fahrer und Kinder hergerichtet hat, fanden vor allem diejenigen Teilnehmer*innen, die sich für Tourismus als Studiengang interessierten. Uns dämmerte aber auch, dass außer Biogas, das ja bereits gezapft wird, noch mehr wertvolle Ressourcen in diesem Müllberg schlummern, um deren Hebung sich in naher Zukunft eine Berufsgruppe kümmern wird. Ist Müll nicht DIE Ressource der Zukunft, wenn alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht sind?

Wer nicht auf Chemie und Ingenieurwissenschaften stand, kam bei der Studienberatung der TH Köln, Campus Gummersbach, auf seine Kosten. Unglaublich, wie viele Studiengänge die TH an ihren Standorten rund um Köln anbietet, auch solche im geisteswissenschaftlichen, kreativen und sozialen Bereich.

Und für diejenigen, die später mal pädagogisch unterwegs sein möchten, bot der Durchlauf durch den bei mach Grün! entwickelten „Green Caching Parcours“ spielerische und didaktisch wertvolle Ansätze, wie das Thema BBNE „Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung“ an Schüler*innen ab Klasse 8 herangetragen werden kann. Der Parcours brauchte zu seiner Verbesserung unsere Anmerkungen, Kritiken und kreativen Ergänzungsvorschläge.

Was Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft bedeutet und was sich bei der Bewirtschaftung eines Waldes in Zeiten des Klimawandels ändert, erfuhren wir bei einem abendlichen Sofagespräch vom Revierförster Boschen. Nicht nur sein Studiengang weckte das Interesse, sondern auch sein Leben und Arbeiten im Forsthaus und seine Botschaften bezüglich des Natur- und Artenschutzes sowie seine Einstellung zur Jagd.

In Zeiten des Klimawandels und prognostizierter Szenarien von Versorgungsschwierigkeiten mit Wasser, Energie etc. entstehen bei den öffentlichen Verwaltungen neue Zuständigkeiten und Berufsbilder, wie die Gruppe bei ihrer Exkursion zur Kreisverwaltung Altenkirchen erfahren konnte. Hier traf man sich mit einem Verwaltungsbeamten, der zum Klimaschutzmanager ernannt worden war. Nicht nur verwalten, sondern gestalten, um eine intakte Umwelt zu erhalten – das brachten er und seine Kollegen bei ihren engagierten Vorträgen gut zum Ausdruck und stellten sie auch bei der Führung durch die Holzhackschnitzel-Heizanlage der Kreisverwaltung unter Beweis.

Dass „ganz normale“ Berufe und Studiengänge eine ökologische Ausrichtung haben, das war vielen Teilnehmenden vorher gar nicht klar gewesen. Und so betrachteten sie die Studiengänge rund um die Umweltthemen mit ganz neuen Augen. Und es lohnte sich nach so viel Input, darüber zu reflektieren, wo denn nun die persönlichen Ressourcen und Stärken liegen.

Fazit: Wer noch nicht wusste, was er studieren oder welchen Beruf er erlernen möchte, der weiß jetzt immerhin, dass er auch mal auf die „grüne“ Seite der Berufsbilder schauen sollte. Man staunt, wie viel Sinnhaftigkeit es hier zu entdecken gibt.