Ein Müllberg lässt uns über „wahre Schätze“ staunen und die Arbeitswelt rund um Wertstoffverwertung, Umwelttechnologie und Entsorgung erleben. In den Bergen von Müll, die unsere Wegwerfgesellschaft produziert, schlummern wertvolle Ressourcen. Doch wie macht man Strom und Wärme aus Müll und wie gewinnt man Rohstoffe aus Abfall? Und wer macht das überhaupt? Eine Frauen-Messe ist der Anlass, dass wir uns tief ins Thema Müll hineinwühlen und zum Mitveranstalter werden.
Austragungsort unseres Berufsorientierungs-Workcamp zum o.g. Berufsfeld war die ehemalige Mülldeponie Leppe bei Lindlar, die sich zum Energiekompetenzzentrum „:metabolon – Gärten der Technik“ gewandelt hat. Es ist Forschungsstandort der TH Köln, nachhaltiges Gewerbegebiet, Außerschulischer Lernort und eine Freizeit- und Erholungseinrichtung. Hier würde die „FiLiA“ stattfinden, die oberbergische Ausstellung von Frauen für Frauen, die als Motto „Nachhaltig Zukunft gestalten“ gewählt hatte. Weil sich auch die junge Frauengeneration von der FiLiA angesprochen fühlen sollte, wurde das mach Grün!-Projekt von den Frauenbeauftragten der oberbergischen Kommunen bei der Gestaltung eingebunden, und zwar in der AG Zukunftsorientierte Frauenberufe.
So planten wir das Workcamp im Vorfeld und beim Ablauf der Messe einerseits mit den Teilnehmerinnen unseres früheren Mädchen-WOOD-Camps, die hier die Gelegenheit hatten, ihre Erfahrungen in der WOOD-Camp-Woche auf verschiedene Arten einem Publikum zu präsentieren. Andererseits interessierten sich die Ausbildungssuchenden einer Berufsvorbereitungsmaßnahme für die Erkundung der Arbeitswelt von :metabolon, für den Upcycling-Workshop „Ohrhänger aus Kronkorken“ und die Zubereitung von alkoholfreien „grünen Cocktails“, wie sie auf der FiLiA-Messe angeboten werden sollten. Das Workcamp verlief deshalb in mehreren Strängen, die auf den beiden FiLiA-Messetagen zusammenliefen.
Die Workcamp-Teilnehmerinnen gründeten auf ihrem Nachtreffen spontan drei Arbeitsgruppen: 1. Flyer, 2. Foto- und Film-Dokumentation, 3. Mitmach-Spiele. Zusammen mit der Mediendesignerin Adriana Ramòn von VSB gGmbH entwarfen die Mädchen einen eigenen FiLiA-Flyer, auf dem sie selbst als „Model“ für die Berufsgruppen ihres Woodcamps erschienen. Die Verteilung der 1000 gedruckten Exemplare übernahmen sie selbst an ihren Schulen und in ihren Vereinen. Eine Foto- und Film-Show musste zusammengestellt werden und konnte mit Hilfe eines Beamers auf einer Messeleinwand gezeigt werden. Um die umherschlendernden Messebesucher*innen zu unterhalten, wurden Mitmach-Spiele vorbereitet, wie die „Kettenreaktion“ aus Müllutensilien.
Die „Recycling & Upcycling“-Teilnehmerinnen erkundeten auf „:metabolon – Gärten der Technik“ die Recyclings-, Wasseraufbereitungs- und Biogasgewinnungsanlagen und machten sich fit für die Thematik „Abfall- und Wertstoffverwertung“. Danach fanden sie genau wie wir, dass die bunten Kronkorken auf Bier- und anderen Flaschen viel zu schade zum Wegwerfen sind und einer neuen Bestimmung zugeführt werden könnten, nämlich als Ohranhänger. Im rheinischen Karneval und bei anderen Gelegenheiten würden manche Leute so etwas witzig finden und ihr Kostüm damit aufpeppen wollen.
In der VSB-Werkstatt in Waldbröl erfanden sie gemeinsam mit den Anleitern der Handwerksberufe eine „Produktionsstraße“, bei der die Kronkorken sortiert, mit dem „Karosseriehammer“ über einer eigens hergestellten gewölbten Form aus Hartholz flach gedengelt und dann mit Perlen und Schmuckteilen auf goldene und silberne Ohrringe gefädelt wurden. Den letzten Teil konnten sie dann auf der FiLiA-Messe in einem Upcycling-Workshop „Kronkorken zu Ohrhängern“ allen Besucherinnen anbieten, die einen solchen Ohrring besitzen wollten. Die Teile fanden reißenden Absatz.
Dass auch die alkoholfreien „grünen Cocktails“, die sie den Messebesucherinnen auf einem eigenen mach Grün!-Stand kredenzten, so beliebt waren, hätten sie nicht gedacht. Sie hatten durchsichtige Becher aus Bio-Kunststoff recherchiert und bestellt, Fairtrade-Säfte oder Saft aus einheimischen Mostereien in Glaspfandflaschen und Bio-Obst eingekauft und einen Kurzlehrgang im Servieren bei der HoGa-Abteilung der VSB gGmbH absolviert.
Fazit: Wenn sich Messeveranstalter „Nachhaltig Zukunft gestalten“ auf die Fahnen schreiben und junge Frauen für „Zukunftsberufe“ begeistern wollen, können sie damit rechnen, dass sich die Teilnehmerinnen vom mach Grün!-Projekt begeistert einklinken. Dabei werden aus ehemaligen Teilnehmerinnen, die im Workcamp einiges erfahren haben, zu „Macherinnen“, die sich mit der Thematik auskennen und ihr Wissen genauso handlungsorientiert weiter-geben, wie sie es erhalten haben.