Ein WOOD-Camp macht Nachhaltigkeit im Wirtschaften und Arbeiten als Antwort auf den Klimawandel und Ressourcenschwund für Jugendliche erfahrbar. Berufsbilder, die sich in der nachhaltigen Forstwirtschaft, bei der Verwendung von Holz im baugewerblichen Handwerk und bei der CO2-neutralen Energie- und Wärmegewinnung weiterentwickeln, werden im engen Kontakt mit Berufstätigen und Unternehmen durch eigenes Arbeiten ausprobiert. Das Workcamp schafft eine Arbeitssituation, in der sich Mädchen in traditionellen „Männerberufen“ ausprobieren können und als Arbeitsziel einen dekorativen Holzbretterzaun für einen gemeinnützigen Bürgergarten bauen und aufstellen.

Eine Workcamp-Woche lang lebten wir mitten im Wald bei Waldbröl, arbeiteten mit Holz und erlebten vieles, was mit Wald und Holz zu tun hat..

Am Anfang stand das Walderlebnis. Die unmittelbare Umgebung des Forts Ommeroth wurde mit Geo-Caching erkundet, Holz fürs abendliche Lagerfeuer gesammelt und fürs Kochen über offenem Feuer verwendet; im Wald ist „Parcours-Laufen“ ein natürliches Outdoor-Sportprogamm. Großen Anklang fand vor allem der zwischen den Bäumen aufgebaute Niedrigseil-Parcours.

Im nahe gelegenen Walderlebnispark PANARBORA konnten wir uns vom Holzaussichtsturm und vom Baumwipfelpfad mit seinen Lernstationen aus einen guten Überblick über unsere waldreiche Camp-Umgebung verschaffen.

Das Ökosystem des Waldes hat eine wichtige Funktion zur Erhaltung einer intakten Umwelt, der Wald ist aber auch Rohstoffquelle, die ihrem Eigentümer wirtschaftlichen Nutzen bringen soll. Wie kann der Wald vor Raubbau, Beschädigungen geschützt werde, welche Herausforderungen stellt der Klimawandel an die Wald- und Forstwirtschaft und wie äußert sich die ökologische Gestaltungskraft derjenigen Berufsbilder, die hiermit zu tun haben?

Was Nachhaltigkeit in der Fortwirtschaft bedeutet, erschloss sich uns durch eine Pflanzarbeit mit der zuständigen Revierförsterei. Försterin, Forstwirt und Azubis vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW gaben uns kleine Bäumchen zum Pflanzen, zeigten uns große Bäume zum Bewerten und führten uns das Baumfällen vor. Es darf immer nur so viel Holz entnommen werden, wie nachwächst. Das erhält den Wald auch für nachfolgende Generationen als Rohstoffquelle.

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der zudem CO2 speichert und wichtig für das Klima ist. In unserer Region ist Holz in großen Mengen verfügbar und findet im baugewerblichen Handwerk und bei der Wärmegewinnung Verwendung. Welche Berufe sind damit befasst und wären für die Workcamp-Teilnehmerinnen interessant?

Die Tischlermeisterin Angela Weiche und ein Zimmererazubi von der Firma Treibholz wiesen die Mädchen in den Umgang mit Werkzeug und Maschinen ein und begleiteten an drei Nachmittagen der Woche die Arbeit an Holzbrettern, die zu dekorativen Zaunbrettern werden sollten. An zwei weiteren Nachmittagen haben wir die Bretter mit ökologischem Holzschutz gestrichen, was von Gesellinnen und Azubis der Malerfirmen Stranzenbach und Bondke erklärt und gezeigt wurde. Am letzten Tag montierten die Mädchen unter dem Applaus der ehrenamtlichen Gartenbetreiberinnen und der eingeladenen Presse ihre individuell gestalteten Zaunbretter zu einem 30 m langen Zaunabschnitt des Netzwerkgartens in Waldbröl.

Was machen andere Berufsgruppen aus Holz? Der Besuch des ehemaligen Sägewerks Hoja-Holz, das sich gerade zu einem Fertighaushersteller für Holzhäuser entwickelt, zeigte der Gruppe, welch sinnvolle Alternative der Baustoff Holz im Vergleich zu anderen, weniger nachhaltig produzierten Bau- und Dämmstoffen ist. Nebenbei erkannten die Mädchen, dass die Berufe hier dank moderner Technik und Digitalisierung, etwa beim computergesteuer-ten Holzzuschnitt per Roboter, ihnen genauso offen stehen wie Jungen.

Dass es in den männerdominierten Berufen rund um Wald und Holz immer mehr Frauen gibt, machten die Gesprächsrunden am abendlichen Lagerfeuerrunden noch deutlicher. Es kamen eine Schreinerin, Revierförsterin, Heizungsmonteurin, Schornsteinfegerin und eine Malerin zu Besuch. Diese Frauen erzählten aus ihrem Berufsalltag, über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und über ihren manchmal schwierigen Werdegang.

Und noch eine Expedition zum Thema Holz, diesmal Holz als Brennstoff, erweiterte unseren Horizont. Holzabfälle, die der Revierförster Rosenbauer für eine zentrale Verbrennungsanlage sammelt, dienen seinem Dorf Lieberhausen als CO2-neutrale Wärmequelle. Eine tolle Idee, die schon seit Jahren funktioniert und dem Dorf den Titel „Bioenergiedorf“ eingebracht hat. Damit in dem Ofen auf keinen Fall die Larven des seltenen Nashornkäfers landen, durchwühlte unsere Gruppe die Haufen des Biomassehofes und Rettungspunktes für bedrohte Tierarten und retteten eine große Menge Larven und Käfer.

Fazit: Wer vor dem Camp noch keine Ahnung davon hatte, wie vielfältig die Berufewelt rund um das Thema Wald und Holz in Verbindung mit Nachhaltigkeit ist und was die Berufstätigen überhaupt machen, hatte nach dem Camp so einiges erlebt, viel Spaß in der Wildnis gehabt und vor allem selbst gearbeitet, den Umgang mit Werkzeug und Maschinen gelernt und dem Bürgergarten einen nützlichen und schönen Gartenzaun beschert.